Herzlichen Glückwunsch „Mama Kirmes“

Wir haben vorher nichts verraten!

Mit einer Überraschungsfete wurde gestern der Geburtstag einer Frau gefeiert, die „Mama Kirmes“ ist. Margarete Sichelschmidt wurde 80 Jahre alt, 56 Jahre davon verlebte die Rentnerin sozusagen im Mittelpunkt des Gevelsberger Volksfestes, im Haus Elberfelder Straße mit der Nummer 13 – was alles andere als eine Unglückszahl ist. Rühreier nach Mitternacht Selbst unbedarfte Besucher haben den Eindruck, die Kirmes dreht sich eigentlich um das Schieferhaus. Und dabei haben sie noch nicht einmal hinein geschaut. Wenn die Buden geschlossen werden, treffen sich die Aktiven hier zum Absacker.

Früher haute „Mama Kirmes“ dann auch noch Rühreier in die Pfanne. Je nach Geschmack wurde alternativ auch mal eine Torte aufgeteilt. Die Haustür stand fünf Tage auf, damit die Besucher am Bierstand davor zur Toilette konnten. Auf den 13 Stufen im Treffenhaus musizierte auch schon ein Spielmannszug. Darüber thront „Bruno“ Aus dem Giebelfenster des historischen Gebäudes blickt ein 1,62 Meter großer Teddy. „Den haben wir bei Alexius gewonnen“, erzählt Margarete Sichelschmidt. Der Ennepetaler stand mit seiner Losbude immer gegenüber: „Dann haben wir einen Haufen Lose gekauft und immer den Hauptgewinn gehabt.“ Der wurde dann sozusagen als Trophäe im Fenster ausgestellt. Der Teddy hatte die meisten Symphatien. Als im nächsten Jahr eine Banane als Nachfolger aus dem Fenster schaute, forderten die Kirmesbesucher ihren Teddy zurück. Seitdem wacht er über das Kirmestreiben. „Besucher aus Silschede haben mich gefragt, ob sie ihm einen Namen geben dürften. Ich habe natürlich ja gesagt“, erzählt das Geburtstagskind. Seitdem heißt er Bruno.

Wenn keine Kirmes ist, dann schläft Bruno im Gästezimmer der Sichelschmidts. Wenn Kirmes ist, schläft dort Pizza-Maria. Als die Bochumer sich zum ersten Mal ankündigte, waren alle skeptisch. Was hat eine italienische Nationalspeise auf der Gevelsberg Kirmes zu suchen? Da gehören Fischbrötchen hin. Inzwischen sind beide Frauen Kirmes-Legenden, Pizza-Maria und Margarete Sichelschmidt. „Kann man so schon sagen“, antwortet die Gevelsbergerin, wenn einer sie fragt, ob sie das „Maskottchen der Kirmes“ sei. Den Menschen fehlt etwas, wenn Margarete Sichelschmidt nicht auf dem „Bänksken“ vor ihrem Haus sitzt, wenn sich die Karussells drehen. Genauso wie es den Kirmesbesuchern fehlen würde, wenn Sohn Michael auf seiner Bühne vor dem Haus nicht mehr für Stimmung sorgen würde.

Dass es dabei laut zugeht, ist der 80-Jährigen egal. „Kirmes, das war immer laut, das war immer viel Arbeit und das hat mir nie etwas ausgemacht. Ich möchte keinen einzigen Tag missen.“ Nur, dass ihr Mann Gustav im Jahr 1985 bereits früh gestorben ist, das macht ihr heute noch etwas aus. Sicherlich wäre er stolz auf seine Frau, wenn er sehen würde, dass die Menschen sie erkennen, wenn die Seniorin heute über die Mittelstraße geht. „Einmal die Margarete drücken“, heißt es dann. Sie ist eben „Mama Kirmes“. Herzlichen Glückwunsch, „Mama Kirmes“!

Quelle: WAZ.de